Künstlerforum Bonn Ausstellung "Langsam und Leise" eröffnet
BONN · Jan Hoet eröffnet die Ausstellung der niederländischen Gruppe "Stiltekunst" im Künstlerforum.
21.03.2012, 20:08 Uhr
Mit dem aktuellen "unglaublichen Boom" der zeitgenössischen Kunst, den spekulativen Preisen, die keiner mehr versteht, mit der inflationären Zunahme von Biennalen und mit Sammlern, die "mit den Ohren statt mit den Augen" sammeln, hat Jan Hoet ein Problem. "Statt hektisch zusammengestellter Ausstellungen mit übermächtig großen Werken sollten wir uns auf die Anfänge besinnen", sagte Hoet zur Eröffnung der Ausstellung "Langsam und Leise" im Bonner Künstlerforum.
Es sei fantastisch, wie man in dieser Ausstellung durch Kontemplation und Andacht den Reichtum der Kunst empfinden könne, schwärmte der Kunsthistoriker, der sich als Direktor verschiedener Museen (darunter das MARTa in Herford), Leiter der documenta IX (1992) und freier Kurator den internationalen Ruf eines eigenwilligen Machers im Kunstbetrieb erworben hat. Für die neun niederländischen Künstler der Gruppe "Stiltekunst" waren Hoets Worte nichts weniger als die Bestätigung ihres künstlerischen Konzeptes.
Konzentration, Stille und Entschleunigung stehen bei ihren Arbeiten im Mittelpunkt. Isabel Ferrand beschäftigt sich in ihrem Film "Die Aussteuer" mit den arbeitsintensiven traditionellen Handarbeiten der Frauen ihrer portugiesischen Heimat. Die vor der Wand schwebenden "Sampler dots" von Marian Bijlenga zwingen zur intimen Betrachtung, während in den konstruktiven Wandobjekten von Alf Slegers die Poesie der klaren, nüchternen Formensprache wohnt.
André Pielange macht sich mit einem großen schwarzen Textilobjekt und, nicht weniger formschön, mit einem Porzellan-Stalaktit bemerkbar. Jorrit Paaijmans zeigt "Urban fragments", vor dem Auge flimmernde Tuschezeichnungen, die eine ähnlich organische Anmutung haben wie die frei hängende Wabenstruktur aus Wandtapeten von Henriette Santing.
Die Leichtigkeit der schwebenden Präsentation scheint den Stiltekunst-Mitgliedern zu gefallen, denn auch Elaine Vis und Truus van den Heuvel nutzen den Effekt der scheinbaren Schwerelosigkeit. Van den Heuvel mit vier kissenartigen Objekten aus Papier und Vis in der unglaublich zarten Arbeit "Closing doors", die mit minimalistischem Einsatz von transparenten Stoffen, Videoprojektionen und weißer Unterwäsche maximale Wirkung erzielt.
Der vielstimmige aber schwer verständliche "Chorus" von Peter Bogers schließlich erweist sich als perfekte Metapher für die Kakophonie, die uns täglich umgibt. Oder, wie Jan Hoet treffend bemerkte, "Stille und Langsamkeit kann man nie besitzen. Man kann sie nur wahrnehmen."
Künstlerforum, Hochstadenring 22, bis 8. April, Di-Fr 15-18, Sa 14-17, So 11-17 Uhr. Am 1. April um 15 Uhr führt der Bonner Videokünstler Horst Becker durch die Ausstellung.
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